Warum Ergotherapie ?

Die Ergotherapie hat zum Ziel, die größtmögliche Eigenständigkeit von durch vielfältige Ursachen beeinträchtigen Menschen im Beruf, sozialen Umfeld, Schule und Alltag zu erreichen –  durch Wiederherstellung, Entwicklung, Verbesserung oder Erhaltung von motorischen, nervalen, psychischen und kognitiven Funktionen und Fähigkeiten.
Funktionen und Fähigkeiten eines Menschen können durch Erkrankungen oder Unfälle (z. B. durch einen Schlaganfall ) verloren gehen,  oder bei Kindern auf Grund von Entwicklungsstörungen in nicht ausreichendem Maße ausgebildet sein. Die Ergotherapie gründet auf einem ganzheitlichen Ansatz und schult sowie unterstützt so das gesamte menschliche System aus Körper, Geist und Seele, also Bewegung, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Koordination.

Durch diese Behandlungsform wird u. a. folgendes erreicht:

  • es verbessern sich körperliche und psychische Zustände
  • der Alltag fällt leichter
  • der Leidensdruck wird gesenkt
  • eine Schmerzlinderung kann erfolgen
  • Pflegebedürftigkeit kann hinausgezögert werden
  • die Lebensqualität kann verbessert werden und Lebensfreude kehrt zurück

Denn selbst handeln zu können, sich sinnvoll zu betätigen und das eigene Leben in der Hand haben sind Grundvoraussetzungen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten unterstützen Menschen aller Altersgruppen, die in ihren Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkungen bedroht sind und denen diese Voraussetzungen fehlen. Das Ziel der Ergotherapie ist die Handlungsfähigkeit des Menschen in Alltag, Schule und Beruf.

Die Ergotherapie wird von Ihrem behandelnden Haus- oder Facharzt verordnet und gilt als Heilmittel gemäß § 124 Abs. 1 SGB V.

Zerebralparese-Kind-im-Rollstuhl

Was genau passiert in der Ergotherapie?

Ergotherapie gehört zu den medizinischen Heilberufen. Der Begriff Ergotherapie stammt aus dem Griechischen und besagt so viel wie: Gesundung durch Handeln und Arbeiten.«
Je nach Diagnose, Krankheits- oder Störungsbild, nach ausführlicher Anamnese und immer in Absprache mit dem Patienten können u.a. folgende Maßnahmen, die jeweils individuell zusammengestellt und angepasst werden, in der Ergotherapie erfahren werden:

  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining, Training angepasster motorischer Reaktionen
  • Feinmotorik – / Graphomotoriktraining, Schreibschule
  • Geschicklichkeitsparcourse
  • Verschiedene Entspannungstechniken erlernen / psychomotorisches Training
  • Individuelle Stärkenanalyse – Bewusstmachen der eigenen Stärken und Ressourcen
  • Trainieren und Anbahnen von körperlichen Bewegungsabläufen wie z.B. der Gangschulung nach Bobath, Affolter, Perfetti und / oder weiteren Konzepten.
  • Trainieren von Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination mit Schwerpunkt Rumpf und obere Extremität. So werden Bewegungseinschränkungen richtig kompensiert oder gar gänzlich behoben. Die Geschicklichkeit wird erhöht und die Kraft wird wieder handlungsorientiert koordiniert
  • Hilfe zur Selbsthilfe: Waschen, Anziehen, Essen, Schlucken, Trinken
  • Unterstützung des des Alltags: Einkaufen, Umgang mit Geld, Telefonieren, Umgang mit anderen Kommunikationsmitteln, Orientieren im Straßenverkehr, Zeiteinteilung, Tagesstrukturierung, Umgang mit Medikamenten, Beruf- sowie Freizeitgestaltung usw.
  • Erproben technischer Hilfsmitteln, um eingeschränkte körperliche Funktionen zu kompensieren
  • Stärkung der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Antriebs, der Konzentration, des Gedächtnisses und der Ausdauer
  • Übungen bei neuropsychologischen Ausfällen / Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns wie z.B. einem Neglect
    räumlich-konstruktive Störungen werden z.B. nach dem Konzept der sensorischen Integration nach Jean Ayres, Perfetti und weiteren Konzepten behandelt
  • Beraten, Anleiten und Schulen der Angehörigen sowie des Umfeldes (wie Lehrer, Erzieher oder Pflegepersonal) im Umgang mit dem Patienten
  • Trainieren und Verbessern von psychischen Funktionen wie z.B. Antrieb, Motivation, Belastbarkeit, Ausdauer, Flexibilität bei psychiatrischen und / oder psychosomatischen Erkrankungen
  • Verbessern von Sensibilitätsstörungen bei Erkrankungen des peripheren Nervensystems, z.B. MS, Polyneuropathie
  • Zum Aufgabenfeld der Ergotherapeuten gehört auch die Analyse der Wohnsituation und Wohnumgebung, um auch hier, durch eine entsprechende Wohnraumgestaltung, die größtmögliche Eigenständigkeit des Patienten zu erreichen. Dies geschieht fallweise in Absprache mit dem Pflegepersonal sowie den Physiotherapeuten oder dem Sozialarbeiter.